LUIS CRUZ

FOTOGRAFIE

ANTIFUTURISMUS oder ZEUGNISSE DER GEGENWART

Es bedarf immer eines ersten Anstoßes, um eine Arbeit zu beginnen und bei dieser Arbeit war der Anstoß für mich das Gedicht „Walking Around“ von Pablo Neruda. Es handelt von Müdigkeit, von der Müdigkeit angesichts der Orthopädie, des Künstlichen, von der Müdigkeit Mensch zu sein. Es handelt auch von dem enttäuschten Optimismus der Anfänge dieses Jahrhunderts, als die Technologie wie ein neuer Gott verehrt wurde, während sie heute als eine unheilbringende Religion erscheint, die unsere Häuser und Straßen durchweht, sich in unser Leben einschleicht.

Wir empfinden eine Art Hassliebe für die Technik, die uns wie Behinderte behandelt und uns gleichzeitig behindert. All dies spiegelt sich in Gefühlen wieder und der rationale Aspekt hat Eingang gefunden in die philosophischen Fragestellungen von Hegel über Feuerbach, Marx bis Marcuse und Habermas. Jeder Schritt, den die Technologie macht, hat Auswirkungen auf unser Leben und uns bleibt nur, die Konsequenzen zu tragen. Im Gegensatz zur Wissenschaft, die Erfahrungen akkumuliert, beginnt der Mensch immer wieder am Punkt „0“ und beginnt stets von Neuem durch jahrelange Erfahrungen seine Umwelt zu begreifen - die von anderen gemachten Lebenserfahrungen werden nicht in gleicher Weise akkumuliert, nützen ihm beinahe nichts. Aus dieser Phasenverschiebung resultiert der Konflikt zwischen der Technik und unserer Fähigkeit, in Freiheit eine Lebensform entsprechend unseren wirklichen Bedürfnissen zu wählen.

Die vorgelegte Arbeit beansprucht - anders als etwa frühere Arbeiten als Fotoreporter - keine Objektivität, wie schon anhand der Manipulation der Fotos deutlich wird. Meine Arbeiten sind mehr der durch die Malerei inspirierten Fotografie angenähert als der „traditionellen“ Fotografie, um eine herkömmliche Schematisierung zu verwenden. Ich betrachte dies als notwendig, um so Freiräume zu gewinnen und das Foto der Idee anzunähern.

Luis Cruz